Eduardo Chillida

Grafiken und Skulpturen aus vier Jahrzehnten

Samstag, 15. September 2001
- Sonntag, 06. Januar 2002

Kunstmuseum Appenzell

Eduardo Chillida, geb. 1924 in San Sebastian/Spanien, ist wohl der bedeutendste lebende Bildhauer Europas. Er ist einer der wenigen zeitgenössischen Künstler, und das macht seinen klassischen Rang aus, der universal verstanden wird. Seine Kunst ist ganz originär, gleichwohl spürt der Betrachter, die tiefreichende Verwandtschaft mit wesentlichen künstlerischen Ausdrucksformen unterschiedlichster Zeiten und Völker. Die äusserst zurückgenommene Geste, ihre lapidare Form, zeigt sich in asiatischer Kalligraphie, aber auch im Aufbau einer romanischen Kirchenfassade.
 

Zugleich ist Chillidas Kunst ganz und gar zeitgenössisch mit der Betonung des Materials und der häufig fragmentarisch anmutenden Gesamtform. Es ist die Leere, mit der die Einzelformen seiner Skulpturen spielen, die sie umspielen, wenn auch ein Begriff wie Spiel ihrem Ernst nicht ganz gerecht wird. Ebenbürtig werden die Negativformen in Bezug zu den Volumina gesetzt, vergleichbar der Vorstellung von Leere in der Zen-Philosophie. Die wesentlichen Paradigmen seiner plastischen Arbeiten finden sich, in die Zweidimensionalität umgesetzt, auch in der Druckgraphik: Reduzierung auf wenige Grundformen und -farben, die in Konfrontation zu leeren, weissen Flächen gesetzt werden. Es kommt nicht selten vor, dass grosse Bildhauer auch grosse Zeichner sind. Eduardo Chillida ist einer von ihnen. Sein ausgeprägter Sinn für die haptischen Qualitäten von Materialien prädestiniert ihn für ein so subtiles Medium, wie es die Graphik darstellt.
 

Die Ausstellung umfasst rund 160 Arbeiten auf Papier, darunter neben Radierungen, Lithographien, Sieb- und Prägedrucken auch die dreidimensionalen "Gravitationes", eine Erfindung Chillidas. Bei ihnen handelt es sich um grossformatige, lose übereinanderliegende Blätter oder Filzmatten, die an verschiedenen Stellen durchbohrt, mit einem durchgezogenen Faden zusammengebunden und an einem weiteren Faden aufgehängt werden. Achtzehn Skulpturen setzen das plastische Gegengewicht zu den Papierarbeiten. Neben Eisen- und Stahlskulpturen sind es vornehmlich "Lurras" (baskisch für "Erde"), kleinformatige Terrakottaarbeiten.
 

Die ausgestellten Werke stammen zum grössten Teil aus dem Besitz des Künstlers. Die Ausstellung war vorher in wichtigen Museen Deutschland zu sehen und wird nach Appenzell (als einziger Station in der Schweiz!) weiter nach Duisburg ins Wilhelm Lehmbruck-Museum wandern. Ein Grossteil der Skulpturen ist nur in Appenzell zu sehen.

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