Hans Arp

Das graphische Werk

Sonntag, 06. Februar 2005
- Sonntag, 01. Mai 2005

Kunstmuseum Appenzell

Hans Arp, Plastiker, Zeichner, Entwerfer von Holzreliefs und Dichter - um nur einige seiner Tätigkeiten zu nennen - hat ein umfangreiches druckgraphisches Œuvre geschaffen. Es steht, wie seine gesamte künstlerische Produktion, in einem engen Verhältnis zu den jeweiligen anderen Gattungen, und es steht auch für sich.
 

«Es schneit nach oben» lautet der Titel eines Holzschnitts aus dem Jahr 1958, und so auch der Titel der Ausstellung im Museum Liner, die sich dem druckgraphischen Werk Hans Arps widmet. Er ist ein programmatisches, «dadaistisch» anmutendes Postulat, das zunächst nicht weniger als die Aufhebung eines grundlegenden Naturgesetzes bedeutet, des Gesetzes der Schwerkraft. Gleichzeitig öffnet Arp damit aber den Bildraum für seine freien «Konstellationen», die sich nach allen Richtungen hin entfalten können.
 

Zu den frühesten erhaltenen Werken Arps zählen Holzschnitte und Radierungen, die einen gewissen expressionistischen Einfluss verraten. Die Ausstellung setzt ein mit Arps erstem nachweisbaren Holzschnitt, vermutlich einem Selbstporträt, aus dem Jahr 1912. Um die Mitte des Jahrzehnts - Arp ist als einer der Begründer des Zürcher Dadaismus in einer entscheidenden Phase seiner Formfindung - entstehen sowohl streng symmetrische Holzschnitte als auch solche, die als frühe Formulierung seiner späteren organischen Formen anzusehen sind, «irrational dahinfliessende Traumformen», wie Carola Giedion-Welcker sie nennt, «die sich bald wie ein schwarzes Gespinst ausbreiten, bald einfache, eindrückliche Gebilde aus diesem Ganzen herauskristallisieren».
 

Hiervon ausgehend entsteht ein graphisches Lebenswerk, das sich in der für Arp typischen Weise nicht geradlinig, sondern durch ständige Verwandlung einmal gefundener Formen entwickelt. Neben den genuin druckgraphischen Werken gibt es solche, die von Zeichnungen oder Collagen abgeleitet sind. Umgekehrt können Holzschnitte bisweilen – auch Jahre später und in ihren Dimensionen verändert – zur Vorlage für Reliefs werden. Manche graphischen Blätter zerreisst Arp gar und collagiert sie neu zu «papiers déchirés», andere überarbeitet er mit Wasserfarben.
 

Die Ausstellung im Museum Liner gibt einen umfassenden Überblick über mehr als ein halbes Jahrhundert druckgraphischer Arbeiten Arps, ergänzt durch verwandte Zeichnungen, Druckstöcke, Reliefs und Plastiken, die das gattungsübergreifende Formenspiel des Künstlers demonstrieren. Die Exponate stammen bis auf wenige Ausnahmen aus den Beständen der Fondazione Marguerite Arp in Locarno, mit der die Ausstellung gemeinsam erarbeitet worden ist.

Ausstellung
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Aus:
Le soleil recerclé, Poèmes,
16 Holzschnitte, Paris 1966
Mappenwerk, 50 x 40 cm
Fondazione Marguerite Arp, Locarno
© Fondazione Marguerite Arp, Locarno; Vogelmaske (kleine Fassung), 1949
(Holzstock von Karl Schmid nach einem Entwurf von Arp geschnitten)
Fondazione Marguerite Arp, Locarno
© Fondazione Marguerite Arp, Locarno / Prolitteris Zürich