Francis Bott

Kompositionen

Samstag, 23. April 2005
- Sonntag, 21. August 2005

Kunsthalle Appenzell

CARL WALTER LINER - Gouachen

Francis Bott (* 1904) ist ein Zeitgenosse Carl Walter Liners (* 1914) und wie dieser ein Vertreter der „Zweiten Ecole de Paris“, das heisst des französischen „Informel“.
 
Francis Bott wurde am 8. März 1904 in Frankfurt a. M. geboren und ist am 7. November 1998 in Lugano verstorben. Zentrum seiner Tätigkeit war das Paris der Nachkriegszeit. Er wuchs in verschiedenen Ländern Europas auf und „stellte schon als Jugendlicher um 1918 andere Fragen als die üblichen“ (Wolfgang Henze). Sein anarchistisches Weltbild wurde geprägt von den Gesprächen im Kreis der Kölner „Progressiven“ und deren Anti-Kriegs-Haltung. Sein Drang nach individueller Freiheit führte ihn in den 1920er Jahren mit der so genannten Vagabundenszene durch Europa und Nordamerika, mit längeren Aufenthalten in Dresden und Wien. Als aktives Mitglied der KPD exilierte er 1933 nach Prag. Ab 1937, nach kurzer Teilnahme am Spanischen Bürgerkrieg, lebte er in Paris. 1940 zog er sich in die französische Untergrunds-Bewegung zurück. 1944 kehrte er nach Paris zurück, wo er bis kurz vor seinem Tod ein Atelier im Montparnasse betrieb. Seit 1970 lebte und arbeitete er aber zunehmend im Tessin. „Einzige Konzession an die bürgerliche Welt war seine Heirat mit Maria Gruscka (Manja) 1940, die 1961 starb, und mit Aida Hussein 1967, beide einfühlsame und engagierte Förderer seines Werkes“ (W.H.).
 
Als „Vagabund“, der seinen Lebensunterhalt vorerst durch Gesang bestritten hat, begann er zu malen und konnte seine Bilder bald einmal verkaufen, vor allem auch in Prag, wo ihm der österreichische Expressionist Oskar Kokoschkalapidar erklärte, er sei ein Maler. In Paris entdeckte F. Bott die surrealistischen Strömungen für sich. Der bereits international bekannte Künstler Francis Picabia wurde enger Freund und Mentor und blieb es selbst dann noch, als Bott sich 1948 der Abstraktion zuwandte, der neuen „Weltsprache“ avantgardistischer Kunst. In der Folge entstand ein ebenso eigenständiges wie eigenwilliges Werk aus Variationen auf bestimmte „Themen“ abstrakter Gestaltung und koloristisch gesehen vor allem auf die Farbe Blau. Um 1970 kühlten Botts heftige Form- und Farb-Formulierungen ab und kristallisierten sich in räumlichen „Konstruktionen“. In diese kehrte 1976, wie eine späte Erinnerung an seine bildkünstlerische Herkunft, die surrealistisch Figuration verwandelt zurück, als späte Synthese, in welcher auch die Darstellung des Menschen wieder möglich wurde.
 
Die Ausstellung im 1. OG der Kunsthalle Ziegelhütte versteht sich als Accrochage von Werken Botts aus den späten 1950er und den 1960er Jahren, jenen Jahren also, in denen auch Carl Walter Liner seine reifen abstrakten Formulierungen schafft.
Parallel dazu wird im 2. OG. eine Auswahl der dynamischen „Abstraktionen“ (auf Papier) von C.W. Liner aus dem Besitz des Museums Liner sowie von Frau Katharina Liner ausgestellt.

Ausstellung
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FRANCIS BOTT, Composition bleue, 1966 Öl auf Leinwand, 114 x 146 cm Museum Liner Appenzell © Dr. Aida Bott, Lugano