Carl Walter Liner

Das grosse Format

Sonntag, 13. Mai 2007
- Sonntag, 28. Oktober 2007

Kunstmuseum Appenzell

Der Maler vermittelt eine Phantasiewelt, eine abstrakte Welt, eine geistige Welt, die über das rein Materielle hinweghebt.
Carl Walter Liner, um 1975
 

Anlässlich des 10. Todestages von Carl Walter Liner († 19. April 1997) richtet das Museum Liner Appenzell die Ausstellung Carl Walter Liner – Das grosse Format ein. Im Gesamtwerk Carl Walter Liners nehmen die grossen Formate eine Sonderstellung ein. Im Gegensatz zur Landschafts- und Porträtmalerei, in der Liner von wenigen Ausnahmen abgesehen das kleinformatige Tafelbild bevorzugte, strebte er in der abstrakt-expressiven Malerei schon Mitte der 1950er Jahre nach einer Öffnung des Bildraums zur umgebenden Architektur – hin zu einer potentiellen Wandmalerei.
Folgerichtig wählte der Künstler für die gestisch aufgetragenen, raumsprengenden Farbexplosionen gelegentlich ein Format, das man als überlebensgross bezeichnen kann. Sicher gründet der Versuch, Unendlichkeit mittels der Farben zu suggerieren, auf der Überzeugung des Künstlers, dass gerade die nicht-mimetische Malerei „ein Spiegel beziehungsweise Abbild der menschlichen Seele ist“ (C. W. Liner, 1985) – wobei „Seele“ durchaus als Wortbild für den grenzenlosen Imaginationsraum des Menschen zu verstehen ist.
Auf den ersten Blick scheint in den grossformatigen Werken das dekorative oder additive Arrangement der einzelnen Bildelemente gegenüber einer organischen Bildgestaltung, wie man sie sonst in den abstrakten Werken Carl Walter Liners findet, zu überwiegen. Eine eingehendere Betrachtung allerdings zeigt, dass der Künstler keineswegs die Elemente kleinformatiger Kompositionen einfach vergrösserte oder miteinander kombinierte; er entwickelte bereits früh eine Kompositionstechnik, welche die Begrenzungen des Bildrahmens überwand.
In der Ausstellung wird anhand der Gegenüberstellung von grossformatigen Gemälden mit kleinformatigen Arbeiten gezeigt, wie Liner einmal entwickelte Motive und Gestaltungsweisen weiterformt, sie umformt, so dass sie seine Vorstellung einer Malerei transportieren, welche den Erfahrungshorizont des Betrachters erweitert, diesen sozusagen in eine Farblandschaft entführt, ihm das Erlebnis einer Weite, mithin einer Freiheit „schenkt“ – die in der Wirklichkeit selten lebbar ist.

Ausstellung
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Carl Walter Liner
Komposition, 1970
Gouache
24,5 x 34,5 cm
© Stiftung Liner Appenzell