Jim Dine
Hot Dream - 52 Books
Sonntag, 22. Juni 2008 - Sonntag, 26. Oktober 2008
Jim Dine, ist einer der bekanntesten amerikanischen Künstler. Bisher wurde er in der Schweiz nur in wenigen Einzel- und Gruppenausstellungen vorgestellt. Im Juni 2008 publiziert Jim Dine in Zusammenarbeit mit dem Steidl-Verlag Göttingen 52 Bücher, für jede Woche des Jahres eins, die seine Kunst, sein Leben, seinen bildnerischen und humanistischen Kosmos wie in einem Kaleidoskop oder wie in einem Zeitraffer vorstellen.
Die Ausstellung Jim Dine – Hot Dream (52 Books), die auch „Lebenszeiten“ heissen könnte, visualisiert das Büchermachen als Kunstmachen und als unmittelbaren Ausdruck des Lebens. Sie zeigt aussergewöhnliche, bisher so nicht wahrgenommene Werke des Künstlers und belegt wie nebenbei die herausragende Meisterschaft Dines, die ihn zu einem der ungewöhnlichsten und vollkommensten Künstler unserer Zeit werden lässt.
Jim Dine zählt zu den genreübergreifenden Künstlern, deren Wurzeln in der Happening- und Popkunst der 1950er und 1960er Jahre liegen. Neben Malerei, Zeichnung, Druckgraphik und Skulptur widmet er sich auch der Lyrik und der Photographie. Daneben entwirft er Bühnenbilder und Theaterkostüme. Und er arbeitet zusammen mit seiner Lebenspartnerin, der Photographin und Autorin Diana Michener.
Der Künstler wird oft der New Yorker Pop-Szene zugeordnet, weil er in den späten fünfziger Jahren mit Claes Oldenburg, Allan Kaprow und anderen nicht nur Happenings inszenierte, sondern eine neue Sichtweise etablierte, die Alltagsgegenstände aus ihrem banalen Kontext löste und sie in eine eigene Kunst-Wirklichkeit überführte. Allerdings wandte er sich recht bald von der distanzierenden und kühlen Sachlichkeit der Pop-art ab, deren Nähe zur Werbung und zum Kommerz ihn eher befremdete. Heute wird er zu den bedeutenden amerikanischen Realisten des 20. Jahrhunderts gezählt – gerade weil er in seiner Kunst, die immer auch eine Selbstbefragung ist, die symbolische oder metaphorische Ebene mit einer hohen emotionalen Wärme und einem genauen Blick auf die Constitution humaine verbindet.
Dine arbeitet in künstlerischen Reihen, die von ikonographisch mehrdeutigen, zugleich dinglichen und symbolischen Sujets definiert sind. Bekannt sind Heart (Herz), Bathrobe (Bademantel), Skull (Totenschädel), Tool (Werkzeug), Shoe (Schuh), Raven (Rabe). Erweitert wurde dieses Repertoire in den 1980er Jahren durch Rückgriffe auf überlieferte kunst- und kulturgeschichtliche „Images“ wie die Venus von Milo oder die äusserst ambivalente Figur des Pinocchio. Alle Werkzyklen Dines kann man sowohl als Selbstreflexionen wie auch als grundlegende Überlegungen zum Menschsein, aber auch zum Kunstmachen beziehungsweise Künstler-Sein verstehen.
Die Ausstellung im Museum Liner Appenzell, die von Jim Dine selbst eingerichtet wurde, zeigt anhand von über 80 Exponaten (Photographien, Skulpturen, Druckgraphiken und Gemälden) und den 52 Büchern Hot Dream, wie Jim Dine aus seinem Leben und seinen Werken ein BUCH gestaltet, den Fluss der Zeit zu einem Objekt der Anschauung verdichtet und so seine künstlerische Position neu definiert – dabei dient die Architektur des Museums als Rahmen oder Umschlag. Akustisch wird die Ausstellungen von mehreren Lesungen Jim Dines ergänzt; ebenso ist der neueste Film von Charlotte Airas und Barbro Schultz Lundestam Walking to Borås zu sehen, der den Künstler bei der Arbeit an einem seiner grossen Skulpturprojekte vorstellt.
Im Rahmen der Ausstellung erscheint die Publikation Jim Dine – Hot Dream (52 Books), 40 S., 156 Abb.; Museumspreis: CHF 15.- Zum Shop
Die 52 Bücher können im Museum zur CHF 1'000.-- bestellt werden. Auslieferung Ende November 2008. (limitierte Auflage von 500 Stück)