Josef Ebnöther

Himmel und Erde

Sonntag, 30. Juni 2013
- Sonntag, 05. Januar 2014

Kunstmuseum Appenzell

„mit einem einzigen strich alle räume durchwandert“
Josef Ebnöther, 2002


Josef Ebnöther (*1937 in Altstätten/SG) gehört zu den bedeutenden Einzelgängern in der heutigen Kunstlandschaft der Schweiz. Nach einer Lehre als Maler und Schriftenmaler bildete er sich ab den späten 1950er Jahren weiter, u.a. an der Kunstgewerbeschule St. Gallen, an der Académie de la Grande Chaumière und an der École des Beaux-Arts, beide Paris. Seit Mitte der 1960er Jahre arbeitet er als freier Künstler. Ebnöther ist vornehmlich als Maler bekannt, widmet sich daneben aber auch den Medien Zeichnung, Druckgraphik. Im öffentlichen Raum im St. Galler Rheintal und in Deutschland ist er mit grossformatigen Wandreliefs, Glasfenstern und Raumgestaltungen, vornehmlich an Schulen und in Kirchen, vertreten.


In seinem Frühwerk, das noch den realistischen und figurativen Stilen der Moderne verpflichtet ist, formulierte der Künstler bereits jene Themen, die seine Kunst bis heute prägen: die Elemente Wasser, Erde, Luft, Feuer, eingebettet in Glauben, Empfindungen und Denken – letztendlich das Zusammenspiel von inneren und äusseren Landschaften. Ab den frühen 1970er Jahren reduziert er die Abbildhaftigkeit der Naturdarstellungen konsequent und entwickelt ab 1975 eine eigenwillige Formen- und Farbsprache, die ausdrücklich an der Grenze zwischen Natur und Kunst situiert ist. Josef Ebnöthers Bildsprache findet Zeichen, in denen das komplexe und komplizierte Verhältnis zwischen Natur und Kultur, Emotion und Intellekt, Sichtbarkeit und Imagination immer wieder aufs Neue verhandelt wird. In und mit der sinnlichen Materialität einer auf das Wesentliche, die Farbe und die Linie, konzentrierten Arbeit, entwirft der Künstler ein fragiles Weltbild voller Widerstände, Spannungen, aber auch voller Harmonie, das durchaus als Gegenentwurf zu funktionalistischen und merkantilen Realitäten gedacht ist. Josef Ebnöther feiert in seinen Werken die Ganzheit oder Einheit des Menschen, der Natur und Kunst erlebt und erfindet – und nicht zufällig bedient er sich dafür des geschichtsträchtigen Mediums „Malerei“, in dem Individuelles und Allgemeines gleichwertig und eben die tiefgründige Menschlichkeit Ebnöthers aufgehoben sind.


Die Ausstellung Himmel und Erde ermöglicht anhand von über 70 Gemälden aus Privat- und Stiftungsbesitz einen Rundgang durch die künstlerische Entwicklung Ebnöthers von 1956 bis heute, aber vor allen einen Einblick in eine farbenprächtige und faszinierende, eine gewaltige, manchmal gewalttätige und doch ruhige Bildwelt, die für sich selbst stehen kann und die tatsächlich aufgrund ihrer Zeichenhaftigkeit, ihrer dialogischen Struktur in den Betrachtern mannigfaltige Schwingungen, Emotionen, Assoziationen und Reflektionen auslöst. Kunst wird in den Gemälden Ebnöthers zum endlosen Kommunikationsprozess, verankert im einzelnen Kunstwerk.

Zur Ausstellung erscheint im Verlag der Stiftung Liner Appenzell die Publikation Josef Ebnöther – Himmel und Erde, mit einem Essay von Roland Scotti und einem ausführlichen biographischen Teil, 96 Seiten, 70 Abbildungen; CHF 39.-  Zum Shop

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Ausstellungsraum

Foto: Kees Tillemann; Joseph Ebnöther im Atelier 2013

Foto: Alexander Bayer; Ausstellungsraum

Foto: Kees Tillemann; Ausstellungsraum

Foto: Kees Tillemann